Unser Wochenende
Das Wochenende startet bereits mit dem großen Einkauf am
Freitagmorgen.
Da wir alle sehr erkältet sind, habe ich alles für
eine Nudelsuppe gekauft und im Anschluss noch einen kleinen Bummel
durch die Altstadt genossen. Diese Stadt hat mich in ihren Bann
gezogen und ich kann mir kaum vorstellen woanders zu leben. Es ist
ein bißchen wie verliebt sein. Wenn ich mit dem Auto über die
belebten Straßen fahre, packt mich die Sehnsucht und ich halte
irgendwo, um ein wenig herumlaufen zu können.
Heute
war das Kopfsteinpflaster vor dem Dom regennass und dunkle tiefgraue
Wolken ließen noch nichts von dem Sommerwetter erahnen, das uns ab
dem Nachmittag verwöhnen würde.
Die
große Tochter hat sechs Stunden Schule und bringt eine Freundin mit. Kaum, dass wir uns zum Essen setzen, klingelt es und die ersten Nachbarskinder wollen eigentlich
nur Infos zu den Hausaufgaben. Doch Nudesuppe ist Kinderessen und -
schwups - sitzen sechs Kinder um den Tisch und löffeln die heiße
Suppe.
An
Hausaufgaben ist nun natürlich nicht zu denken und so entlasse ich
die Meute nach draußen, wo sie die sonnigen Stunden damit
verbringen einen Staudamm und ein Lager am Bach zu bauen. Am Abend
gegen 19 Uhr triefen die jungen Wilden dann von Wasser und Matsch.
Und wärmen sich an den Resten der Suppe.
*
Am
Samstag müssen wir einen Gang zurück schalten. Die Erkältung hat mich vollkommen ausgeknockt und ich pausiere munter vor mich hin,
während die Mädchen sich ausgiebig um ihre Kaninchen kümmern und
Innen- und Außenbereich der kleinen Freunde gründlich reinigen.
Zum
Mittag habe ich allerdings versprochen den Grill anzuwerfen und so
tun wir es dann auch. Die Sonne brennt vom Himmel und es fühlt sich an wie ein kleiner Sommer.
Es
wird laut und wild Fußball gespielt - wobei es natürlich eine
Pflicht ist, dass der Ball unter der Hecke, im Nachbarteich und unter
geparkten Autos landet.
Die
kleine Tochter holt später noch die Straßenmalkreide aus der Garage
und malt einen Fahrradparcours auf die Straße vor dem Haus. Sie ist
lange beschäftigt und konstruiert Baustellen, spielende Kinder und
geparkte Autos (als gäbe es von denen nicht schon genug in unserer
Straße), um dann mit ihrem Fahrrad zu üben alles sicher zu
umfahren.
Die
große Tochter übernimmt heute einige Pflichten bei den Pferden und
wird dabei vom "Pferdemädchen" (eine 23 jährige
Pferdebesitzerin aus unserem Pachtstall) unterstützt.
Ich
komme dummerweise kaum in die Gänge, da sich zu der fiesen Erkältung
auch noch heftige Rückenschmerzen gesellt haben, und bin froh, dass
die Kinder die Arbeiten bei den Tieren übernehmen.
Damit
ich mich nicht noch länger herumlangweilen muss, spielt die kleine
Tochter mit mir "Mensch-ärgere-Dich-nicht". Danach decken
wir langsam den Tisch für das Abendessen. Am Wochenende gibt es bei
uns am Abend immer "Räuberessen" im Wohnzimmer mit
Fernsehen. Wir haben den "Bibi & Tina"-Film geschaut,
den ich zuvor am Nachmittag für die Mädchen aufgenommen habe.
Gegen
21 Uhr sind beide Kinder in ihren Betten verschwunden. Die große
Tochter liest noch ein wenig und die Kleine möchte gleich schlafen.
Ich lasse den Abend mit dem Lesen von "Internetmenschen", Rotwein und Schokolade ausklingen.
*
Der
Sonntag beginnt mit Bildern meiner Familie aus dem Norden. Nebel über
dem See und ein kleiner, knopfroter Fliegenpilz unter den alten
Kiefern am Seeufer. Sofort überkommt mich ein wenig Heimweh - doch
das ist eher ein schönes Gefühl.
Den
Vormittag verschlumpeln wir im Schlafanzug und ich hauptsächlich im
Bett - da ich immer noch recht angeschlagen bin.
Die kleine Tochter
überschlägt sich beinahe mit ihrer liebevollen Fürsorge: pflückt
mir Blümchen (im Schlafanzug - sie genießt es sehr unangepasst zu
sein ;-) ), versorgt mich mit Haribo Cola-Flaschen und liest mir den
"Flunkerfisch" vor.
Die große Tochter hingegen genießt
es, die Alleinherrschaft über Stall und Weiden zu haben, und
berichtet mir munter den neusten Klatsch und Stallgassentratsch.
Gegen
Mittag raffe ich mich auf und beschließe, dass die Küche heute kalt
bleibt. Wir radeln auf einen Bierkeller und wollen eigentlich nur
eine kleine Brotzeit essen.
Am Ende wurden es zwei Portionen
Schäuferla, die von meinen nimmersatten Töchtern samt und sonders
verschlungen werden. Mein Appetit ist eher dürftig - was die Kinder
freut. Mehr für sie.
Wir
strolchten am Nachmittag durch den Wald und entdeckten viele
Fliegenpilze. Für Maronen und Steinpilze scheint es derzeit zu
feucht. Doch die satte Herbstsonne wird ganz bestimmt in den nächsten
Tagen für eine neue Erntezeit im Wald sorgen.
Wir
überlegen was wir mit dem schönen Tag noch anstellen können und
haben alle große Lust auf Stockbrot und lange draußen sein.
Während
ich den Teig für unser Stockbrot knete, harken die Kinder beim
Nachbarn Laub, um im Gegenzug zwei Holzscheite zu bekommen. Der Deal
klappt und nur wenig später lodert hier ein kleines Feuer.
Unser
Pferdemädchen macht die Ponys nachtbereit und kommt im Anschluss zu
uns. Im Gepäck den größten Liebeskummer ihres Lebens. Wir sitzen
also am Feuer, grillen Stockbrot und versuchen den schlimmsten Kummer
wegzutrösten. So recht gelingt es uns nicht und ich höre sie lange
im Zimmer der großen Tochter weinen.
Und
auch die große Tochter hat Kummer und weint sich in meinem Arm in
den Schlaf. Nur die kleine Strahleprinzessin ist mit sich und der
Welt im reinen und beschließt ihr Wochenende mit einem Lächeln auf
den Lippen.
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